In meinem Podcast Nr. 7 habe ich unter anderem über Mut in der Zusammenarbeit gesprochen. Ich erlebe immer wieder, dass Mitarbeitende zurückhaltend sind, Dinge anzusprechen, die nicht gut laufen. Das kann viele Gründe haben. Es kann an der Kultur der Organisation liegen, die eher vertikal ist, als auf Teamarbeit hinorientiert. Es kann an der Teamleitung liegen, die nicht gut mit Kritik und Widersprüchen umgeht. Es kann an mir selbst liegen, weil mir der Mut zu konstruktiver Konfrontation fehlt.

Wie entwickle ich diesen Mut? Was braucht es dazu? Es gibt ja sehr mutige Menschen. Die kämpfen für eine Sache, gehen dafür auf die Strasse, schreiben oder sprechen darüber in der Öffentlichkeit, stehen für eine Sache ein.

Ich selber übe Mut zum Beispiel in der Konfrontation mit mir selbst und versuche, mich dabei schonungslos anzuschauen, wie ich bin, mit all meinem Licht und Schatten. Das ist in bezug auf die Schatten nicht immer einfach, aber sehr hilfreich. Um dann weiterzukommen, muss man sich selbst und anderen verzeihen können. Ohne Vergebung kommen wir im sozialen Miteinander schwerlich weiter – auch ein großes Thema.

Mut im betrieblichen Alltag üben

Doch zurück zur Mutfrage. Wie kann ich Mut im betrieblichen Alltag, in der Zusammenarbeit mit anderen üben? Hierzu habe ich mich von dem Buch „Choosing Courage. The everyday guide to being brave at work.“ von Jim Detert anregen lassen. Das Buch enthält viele praktische Anwendungsbeispiele für Mut. Ich möchte hier drei von mir angepasste Beispiele nennen:

Du kannst jeden Tag darauf achten, wie andere entweder zu dir oder zu anderen sprechen. Wie ist der Ton? Ist er respektvoll oder verletzend. Wenn letzteres der Fall ist, könntest Du darauf hinweisen und zum Beispiel in diesem Sinne sprechen: Über die Sache können wir reden, aber nicht in diesem Ton. Der Ton ist nicht ok und verletzt, mich oder die andere Person. In der Sache aber gebe ich Dir gerne recht, wenn sie begründet ist. Und wenn nicht, können wir auch darüber sprechen.

Du könntest Dinge, die nicht gut laufen und die du schon lange beobachtest, hervorholen und im Team besprechen. Du könntest das kurz einleiten und erklären, warum es dir wichtig ist. Du könntest das Team und die Teamleitung um Zustimmung bitten, dass wir ab jetzt jeden Punkt nacheinander hervorholen, anschauen und gemeinsam das Betreffende verbessern.

Du könntest eingefahrene Meinungen, Haltungen, Auffassungen ansprechen, die Teil der Unternehmenskultur sind, aber die Leistung blockieren oder lähmen. Das können auch sehr populäre Auffassungen sein. Insofern besteht das Risiko, dass du dich unbeliebt machst. Mut würde jetzt bedeuten, dass du dieses Risiko zum Wohle des Ganzen eingehst.

Ein Beispiel für diese Haltung könnte sein: „Wir hier „unten“ dürfen ja eh nichts selber entscheiden“. Ein anderes Beispiel könnte sein: „Du verdienst ja eh mehr als ich, also sollst du auch mehr arbeiten, also überlasse ich diese Tätigkeit oder Entscheidung dir“ – statt selber Verantwortung zu übernehmen, was natürlich das Beste für das Ganze wäre. Du könntest dann Vorschläge machen, wie sich diese Haltungen weiter entwickeln ließen zum Wohle des Ganzen.

Dies sind auf den ersten Blick „kleine“ Mut-A(k)tionen. Sie können aber – regelmäßig angewandt – zu großen Veränderungsprozessen anregen und beitragen.