Wie erkennst du, welche Fähigkeiten dein Team noch entwickeln muss?

Als Führungsperson und Teamleitung ist dein Hauptaugenmerk auf dein Team gerichtet, auf die Menschen, mit denen du die gemeinsame Aufgabe hast, die das umsetzen, was ihr gemeinsam besprecht.

Du beobachtest gut und hörst sehr gut zu. Dabei formt sich dir innerlich ein Bild von deinen Teammitgliedern. Du siehst was deine Teammitglieder gut können und was sie noch nicht so gut können.

Du hast also ständig im Bild: Wo stehen wir heute und wo wollen wir hin. Zwischen diesen beiden gilt es die Entwicklungsbrücke zu gestalten.

Das ist eine deiner wichtigsten Führungsaufgaben: Die Brücke zu gestalten vom Ist heute zum Soll morgen – individuell und als Team.

Zum Beispiel passiert es immer wieder, dass Teammitglieder fragen: Was soll ich jetzt tun? Was ist dein Plan (an dich als Führungskraft gerichtet)? Wenn du gleich die Antwort gibst, regt das nicht zum Selber-Denken und -Handeln an.

Damit dein Team mehr Selbstverantwortung übernimmt, musst du genauer beobachten und analysieren. Mit deinen so gewonnenen Erkenntnissen bereitest du die kommenden Gespräche vor.

Die Frage “Was soll ich jetzt tun?” kann zum Beispiel bedeuten, dass jemand die Fähigkeit nicht hat, sich die nächsten Schritte aus dem Kontext selber herzuleiten.

Der Kontext ist oft unklar. Das wird dann den Führungskräften vorgeworfen. Die fühlen sich dann (leider) schuldig und meinen, sie müssten auf alles eine Antwort haben.

Richtig wäre jedoch, sich gut zu überlegen, welche Fähigkeit vom Team entwickelt werden kann, damit sich die Teammitglieder die Frage “Was soll ich jetzt tun?” selber beantworten lernen.

Die Fähigkeit, sich die nächsten Schritte aus dem Kontext selber herzuleiten, kann man auch Situationsbewusstsein nennen. Rich Diviney nennt das in seinem Buch “Attributes” die Situational Awareness.

Rich Diviney hat das aus der Beobachtung der Navy Seals entwickelt. Die landen zum Beispiel irgendwo in der Welt und finden eine ungeplante Situation vor. Jetzt müssen sie selber entscheiden, was am besten zu tun ist. Dazu braucht es Situationsbewusstsein.

Es gibt unendlich viele kleine und größere Situationen, in denen ich selber entscheiden muss, was zu tun ist. Damit ich das kann, muss ich mir die sinnvollen nächsten Schritte aus dem Kontext selber herleiten können.

Die Teamleitung kann das Thema ”Situationsbewusstsein” in Dialogen im Team regelmäßig besprechen. So kann jeder im Team lernen, was damit gemeint ist. Man lernt voneinander und verbessert sich individuell und als Team.

Und nach einer gewissen Zeit kommt niemand mehr zu dir als Führungskraft mit der Frage “Was soll ich tun?”, sondern man kommt mit der Frage “Ich schlage es so vor, ist das ok? Stimmt die Richtung?“.

Auch diese Frage wird man nicht sehr oft stellen müssen, weil wir als Team ja regelmäßig die gemeinsame Aufgabe pflegen und immer wieder neu beleben und klären.