Vergebung ist ein Schlüsselthema für erfolgreiche Führungskräfte. Sie kann helfen dich selbst und das Miteinander im Team zu transformieren.
Als Führungskraft weiß ich aus eigener jahrelangen Erfahrung, wie herausfordernd es sein kann, mit Konflikten und zwischenmenschlichen Spannungen umzugehen. Durch meine persönliche Reise der Vergebung habe ich erkannt, dass dies einer der wichtigsten Schlüssel zu nachhaltiger Transformation und Harmonie mit mir selbst und im Team ist.
Wie kann Vergebung funktionieren? Hier nenne ich einige Tipps aus der eigenen Erfahrung.
Tipps, wie Vergebung möglich sein kann
- Statt kleine Fehler bei anderen mit persönlicher Kritik zu verbinden und sie dem anderen in scharfer Mobbing-Form vorhalten, kann ich als Führungskraft sachlich und entspannt darauf hinweisen, eventuell den Zusammenhang (nochmal) erklären und den Fehler vergeben (also nicht diesen und weitere Fehler, sammeln, und gehäuft im Jahresgespräch wieder darauf zurückkommen.)
- Dieser erste Punkt mag überflüssig erscheinen, weil doch allgemeines Wissen. Leider jedoch sind solche Verhaltensweisen immer noch sehr weit verbreitet.
- Nicht jede Spannung ist gleich ein Konflikt. Man kann die Dinge sachlich besprechen, sich an der Sache auseinandersetzen.
- Eine Gefahr sehe ich darin, dass sachliche Spannungen und Konflikte ins Persönliche genommen werden. Dann werden solche und ähnliche Fragen gestellt: “Bist du in der Vergangenheit mal verletzt worden?”, oder “Hast du vielleicht eine Krankheit, die du uns noch nicht gesagt hast”?”
- Solche Fragen sind grenzüberschreitend. Stattdessen kann der “Konfliktmuskel” trainiert werden, und zwar so, dass man sich über die Sache im besten Sinne “streitet”, einen aktiven und kritischen Diskurs führt. Dann wissen alle: Das beste Argument “gewinnt”. Und darum geht es. Das erfordert von der Führungskraft gute Moderationsfähigkeiten, sodass man sich selber nicht allzusehr inhaltlich engagiert, sondern gut dafür sorgt, dass die anderen auch die kritischen Punkte aussprechen. Nur so kommen wir zu optimalen Lösungen.
- Kommt es zu einem schweren Konflikt, ist es immer ratsam, externe Unterstützung zu suchen.
- Dann tut es gut, das eigene Verhalten zu überprüfen, sowie das Verhalten des anderen. Das gelingt oft nur im Gespräch mit nicht-beteiligten Dritten.
- Wie wirke ich auf die andere Person? Was ist dabei mein “Problem”, was ist das “Problem” der anderen Person? Wenn diese Trennung im Verständnis gelingt, ist schon viel gewonnen. Dabei kann die folgende Frage helfen: “Warum ist die andere Person so wie sie ist?” – “Warum bin ich so wie ich bin?”
- Auch hier gilt es, nicht zu stark in persönliche Fragen rein zu gehen. Da sie aber eine Rolle spielen, muss man sie miteinbeziehen. Man kann sich jedoch vornehmen, die Auseinandersetzung immer wieder an der Sache festzumachen, um die es geht.
- Hilfreich kann auch sein, dass wir uns gemeinsam am Warum des Ganzen orientieren. Was ist die Mission und Vision des Ganzen und stehen wir beide noch dazu? Wenn ja, dann werden wir auch eine Lösung für unseren Konflikt finden!
In all diesen Beispielen und täglich stattfindenden Ereignisse spielt die Vergebung eine Rolle. Vieles vergeben wir täglich, unbewusst, wie selbstverständlich.
Und dann sind da Dinge, die wir auf einmal nicht mehr vergeben können. Dann verhärtet sich die Haltung an dieser Stelle. Man schliesst Türen. Man festigt die eigene Position. Man redet sich ein, dass ich recht habe, die andere Person hat unrecht. Und so geht es hinein in den Konflikt, manchmal bis hin zur Zerstörung des anderen – und damit auch von einem selbst. Dann leidet die Organisation und alle Menschen in ihr.
Damit das nicht geschieht, hilft es, sich mit Vergebung zu beschäftigen und sich immer wieder zu fragen: Bin ich noch “weich”? Sind meine Türen noch “offen”? Kann ich meine eigene Rolle in dem Konflikt sehen? Kann ich das ewige Kritisieren des anderen mal lassen? Sehe ich noch die gute Intention des anderen? Kann ich das höhere Selbst des anderen, das Ideal des anderen noch sehen? Was ist mein eigenes Ideal? Was will mein Zukunfts-Ich?
Kann ich die Schwierigkeiten im Sozialen als Aufgabe für mich selbst erkennen?
Nehme ich Verantwortung für mein eigenes Leben, oder gebe ich tendenziell doch den anderen die Schuld, dass es nicht so gut läuft wie es wünschenswert wäre?
Kann ich mir selbst und dem anderen vergeben, sodass wir den gemeinsam begonnenen Weg weiter gemeinsam gehen können?
Herzliche Grüße,
Alexander
Angeregt durch das Kapitel “The Art of Forgiveness: Differentiating Transformational Leaders” in dem Buch Mindful Leadership Coaching. Journeys into the Interior von Manfred F.R. Kets de Vries.
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