Eine Möglichkeit, wie wir uns weiterentwickeln und transformieren können, ist meine neue Intensiv Weiterbildung. Sie bietet nicht nur Inhalte, sondern insbesondere auch Dialoggruppen, in denen die Teilnehmer*innen ihre Erfahrungen und Geschichten austauschen. Es zeigt sich immer wieder, dass dieser Austausch die Momente sind, in denen Lernen und nachhaltige Transformation stattfinden kann.

Dialoggruppen sind ein Vertrauensraum

Die Dialogguppen, meist zu dritt, sind der Vertrauensraum, der uns oft fehlt. Führungskräfte sind vielfach einsam mit ihren tieferen Fragen, wie zum Beispiel: Wie schaffe ich mehr Raum für Reflexion? Wie kann ich operative, detailorientierte Tätigkeiten mehr loslassen? Wie motiviere ich meine Mitarbeiter*innen. Das sind aber immer noch nach außen gerichtete Fragen. Mehr nach innen gerichtete Fragen können sein: Was kostet mich Kraft? Wie ist mein Energielevel? Was gibt mir Energie? Was macht mir eigentlich Freude?

Erzählen und Zuhören

Mit Hilfe der mehr nach innen gerichteten Fragen komme ich schon näher an mich dran, an das was ich eigentlich will, an das, was ich vielleicht gar nicht mehr will. Ein Dialog zu dritt kann zum Beispiel wie folgt ablaufen: A spricht zu der Frage, was meine gegenwärtige berufliche oder private Herausforderung ist. B und C hören zu. Das klingt erstmal einfach. Worauf es besonders ankommt, ist die Qualität des Zuhörens. Von Otto Scharmer hab ich die vier Ebenen des Zuhörens gelernt:

1. Downloading (eigentlich hört man hier nicht zu, sondern ist nur damit beschäftigt, seinen eigenen Gedanken einzubringen).
2. Auf die Information hören.
3. Auf das Gefühl hören.
4. Auf die Intention hören.

Letztere Form des Zuhörens könnte man auch generatives Zuhören nennen. Hierbei ist die Konzentration und die Empathie des Zuhörers so stark, dass damit der Sprecherin ein Boden bereitet wird, Dinge auszusprechen, die sie normalerweise vielleicht nicht gesagt hätte.

Vertraulicher Reflexionsraum

Damit meine ich nicht irgendwelche Geheimnisse, sondern ich meine damit tiefer liegende Fragen und Erlebnisse, die nun einmal ausgesprochen werden können. So entsteht durch generatives Zuhören ein fast heiliger Vertrauensraum. Die Qualität des Zuhörens wichtiger wie das Sprechen. Die Sprecherin hat Gelegenheit, während sie erzählt in tiefere Regionen zu gelangen. Für die Sprecherin sind die zwei anderen wie ein Spiegel für Reflexion. Beim Sprechen erlebe ich mich und ich erlebe wie die anderen reagieren. Denn im nächsten Schritt reflektieren die beiden Zuhörer*innen über das Gehörte in wertschätzender Form. Sie versuchen auszusprechen, was das Gehörte mit ihnen gemacht hat, wie es auf sie gewirkt hat. Das ist alles sehr persönlich – darum auch Vertrauensraum. Was hier besprochen wird, bleibt privat. Auf diese Weise, im geführten Dialog, werden tiefere Fragen klarer, kommen an die Oberfläche, können weiterbearbeitet werden.

Innere Transformation

Nachdem A gesprochen hat, reflektieren B und C wertschätzend über das, was A gesagt hat. In persönlich anwesenden Workshop würde sich A jetzt mit ihrem Stuhl umdrehen und nur hören. So besteht kein Augenkontakt, wenn B und C sprechen. Das erleichtert B und C, wirklich frei und authentisch zu sprechen, natürlich immer auf sich selbst bezogen und empathisch, aber doch frei, ohne es A recht machen zu wollen. Dies ist eine sehr angenehme Form des Feedback. Was A hier hört, ist erfahrungsgemäß life-changing, also transformierend.

Begriffe für diese Art des Lernens

Wie könnte man diese Lern- und Transformationsform beschreiben? Sie ist wesentlich effektiver als der Vortrag und die Wissensvermittlung. Sie ermöglicht aktive Beteiligung. Die Gefühlsebene wird ganz anders angesprochen. Lebensgeschichten werden erzählt. Man öffnet sein Herz. Man erleichtert sich von Lasten, die man noch nie, oder sehr selten ausspricht. Man merkt, dass andere auch ähnliche Probleme und Fragen haben. Man könnte das Lebensschule nennen, oder reale Fallstudien, die ausgetauscht werden. In Leadership-Büchern lesen wir Fallstudien. Aber die sind immer sorgfältig geschrieben, gewählt, schon lebendig und hilfreich, aber doch irgendwie nicht das richtige Leben. In den Erzählungen von A jedoch erscheint das wirkliche Leben. Und das ist komplex, paradox, verwirrend, belastend, erfreulich, kraftzehrend oder kraftgebend, und vieles andere mehr.

Die Intensiv Weiterbildung besteht zu einem Großen Teil aus solchen und ähnlichen Dialogformen, in denen du deine eigentlichen Fragen finden, stellen und bearbeiten kannst, zusammen mit anderen.

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