Das Thema Grenzen ziehen, oder Grenzen setzen und einhalten, ist vielschichtig und überall präsent, insbesondere auch im betrieblichen Kontext.

Hier ein typisches (vereinfachtes) Beispiel:

  • Ein Berater kommt in den Betrieb und bekommt die Aufgabe eine Organisationsentwicklung zu entwerfen und zu begleiten, oder allgemeine Risikoabschätzung zu machen, oder Vorschläge für eine bessere Arbeitgeberattraktivität zu entwickeln.
  • Jetzt macht er (oder sie) Einzelinterviews. Das wird in einem Bericht an das Führungsteam zusammengefasst. Dieser Bericht zeigt, was alles im Argen ist, was die Führung alles nicht kann, was im Betrieb alles nicht gut läuft;

Das ist doch bereits eine Grenzüberschreitung, von den Kosten mal ganz abgesehen!

Der Berater müsste doch wertschätzen, was da ist, was gut läuft, und dann sinnvolle Vorschläge für die nächsten (kleinen) Verbesserungsschritte machen!

Man kann auch fragen, warum die Führung das zulässt. Vielleicht aus Unsicherheit dem “kompetenten” Berater gegenüber? Vielleicht aus Unerfahrenheit?

Oder ganz positiv, weil die Führung selber lernbereit und offen ist und deswegen gut zuhört – und so die Grenzüberschreitung zulässt.

Mir ist es selber so ergangen, dass ich solche Prozesse zugelassen habe – damals war ich unsicher und unerfahren als Führungskraft und hatte auch nicht die richtige Unterstützung durch die Unternehmenskultur.

 

“Ich bin das Opfer, die anderen sind Schuld” Dynamik in Betrieben

 

Eine andere Grenzüberschreitung, die ich vielfach sehe, und auch von Bekannten immer wieder geschildert bekomme, ist der allgemeine Läster- und Schimpfton in den Betrieben.

Alles ist schlecht. Über jeden, der nicht im Raum ist wird gelästert. Und die Führung des Hauses ist komplett inkompetent.

Ich bin das Opfer – die anderen sind schuld!

Auch hier werden die Grenzen des guten Umgangs miteinander überschritten.

Richtig wäre doch, dem Anderen immer wieder mit Respekt zu begegnen, das Gute wertzuschätzen, und da, wo es nicht gut läuft, mit Verbesserungsvorschlägen zu kommen.

Das Prinzip dahinter: Die gegenwärtige Situation wertschätzen, das Gute und das zu Verbessernde sehen, und in kleinen Schritten zur Verbesserung der Situation beitragen.

 

Wie kann ich als Führungskraft hiermit anders als bisher umgehen?

 

Dazu ist es hilfreich, sich nochmal die drei Schritte für Grenzen setzen klar zu machen:

  1. Feststellen, dass ich eine Grenze setzen muss.
  2. Die Grenze setzen, kommunizieren.
  3. Die gesetzte Grenze einhalten.

Über den ersten und zweiten Schritt muss ich richtig gut nachdenken.

  • Wie mach ich das?
  • Wo genau ist die Grenze, die ich setzen will?
  • Wie formuliere ich das persönlich, auf mich bezogen, ohne den Anderen zu verletzen?
  • Wie erkläre ich meine eigenen Werte in Bezug auf die Grenze, die ich setzen will?

Ich muss nicht gleich alle drei Schritte gehen wollen.

Ich kann durch Präsenz und Gegenwärtigkeit, durch Wach-Bleiben in der Situation, in welcher die Grenze wieder überschritten wird, die Situation bereits allein durch meine andere Haltung dazu ändern.

Wenn ich innerlich meine Grenze ganz klar habe, und dies ausstrahle, dann wird der Andere dies unbewusst merken und sich vermutlich zurückhalten.

Probier es aus.

Das Thema Grenzen setzen ist vielschichtig. Wir können das alle – glaub ich – noch besser lernen.

Und – damit es für den ganzen Betriebsorganismus gelingt, brauchen wir respektvolle, wertschätzende Teamarbeit und Kulturen der Zusammenarbeit, die für alle transparent und bindend sind.

Herzliche Grüße
Alexander

P.S.: Wenn du Interesse an 1:1 Coaching mit hast, melde dich gerne per mail an: alexander.schwedeler@pm.me.