“Da musst du eine Grenze setzen…”, diesen Satz hört man doch oft von jemand, oder? Dann denkt man selber: Ja, ich weiss. Und doch gelingt es nicht immer.

Es passiert jeden Tag. Ich nehme eine Situation wahr, in der Zusammenarbeit mit anderen, oder zuhause, und erkläre dem anderen, was sie oder er tun soll… – und schon wieder habe ich eine Grenze überschritten und beim anderen eine ungewünschte Reaktion ausgelöst.

Es kann sein, dass ich das Gefühl habe, dass ich die Grenze schon oft angesprochen und gesetzt habe, und dass die anderen in der Zusammenarbeit sie immer wieder überschreiten.

Es kann sich dabei auch um wichtige Entscheidungen halten. Die einen sind der Meinung, dass wir es so machen. Ich selber kann das gar nicht mittragen. Es geht gegen jedes gute Gefühl in mir.

Ich drücke das aus, ich erkläre meine Grenze, ich tue alles, um gehört zu werden – und doch rückt die andere Seite um keinen Millimeter von ihrer Position ab.

Was kann man da tun?

Man kann nach innen gehen und sich der eigenen Grenzen nochmal bewusst werden, und sie dann mit Hilfe dieser drei Schritte setzen:

  1. Festellen, dass hier eine notwendige Grenze ist (z.B. durch zu merken, dass es dir unwohl wird).
  2. Die Grenze gegenüber dem Anderen mit gewaltfreier, zugewandter Sprache setzen, also gut kommunizieren.
  3. Die Grenze einhalten. Wichtig dabei ist: Nicht die anderen müssen ihr Verhalten ändern, sondern du! Eine Grenze erklärt dem anderen dein Verhalten. Es muss dabei nicht erklärt werden, warum du diese Grenze für dich ziehst (selbstgesetzte Grenzen sind im Prinzip indiskutabel).

Diese drei Schritte sind im Zusammenleben zuhause, in der Partnerschaft, mit Freunden, hilfreich.

Schwieriger wird es in betrieblichen Entscheidungssituationen, wenn man eine weitreichende Entscheidung wirklich nicht mittragen kann, wenn man also ein Veto dagegen einlegt.

Was kann man tun, wenn sich die Situation verhärtet?

Wo ist dann die eigene Grenze? Steige ich aus (harte Grenzziehung)? Drohe ich mit der eigenen Kündigung (ebenso harte Grenzziehung)?

Hier können vielleicht Entscheidungsmechanismen helfen, wie das Konsent-Verfahren, die Mehrheitsentscheidung, die Chefin / der Chef entscheidet, oder wir eskalieren die Entscheidung eine Ebene höher.

Vielleicht hilft es auch, wenn wir gemeinsam nochmal auf die Mission und Vision unserer Organisation schauen? Wie wollen wir unseren Kunden am besten dienen?

Was aber, wenn das alles nicht hilft, wenn ich weiterhin der Meinung bin, dass ich die Entscheidung so nicht mittragen kann und nicht gehört werde?

Ich kann dann nochmal nach Innen gehen, mich fragen, ob ich alle Möglichkeiten des Gehört-Werdens genutzt habe. Gibt es einen Vertrauenskreis, oder Vertrauenspersonen, die wir miteinbeziehen können? Gibt es die Möglichkeit, mit der anderen Partei doch nochmal auf ganz andere Art zu sprechen? Bewegt sich da wirklich nichts beim Anderen?

Wo verhärte ich selbst und bin ich innerlich schon ausgestiegen, ohne mir das selber so bewusst zu sein?

Ist die Grenze für mich wirklich erreicht? Oder gibt es doch noch eine Möglichkeit, diese Schwierigkeit auszuhalten, wieder weicher zu werden, nach dem sogenannten “Dritten Weg” zu suchen?

Wie kann ich wieder weicher werden und mein Herz befragen?

Scilla Elworthy hat in ihren Büchern “The Business Plan for Peace” und “Pioneering the Possible: Awakened Leadership for a World That Works” hierzu wichtige Beiträge gegeben.

Der Konfliktforscher Fritz Glasl gibt in seinem Buch “Konflikt, Krise, Katharsis: und die Verwandlung des Doppelgängers” weitere Anregungen, wie ich die innere Arbeit in so einem Fall gestalten kann.

Herzliche Grüße
Alexander

 


 

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